Geheimnis ohne Garantie
Bin ich am Ende des Lebens angelangt, dass ich mir Fragen stelle, wie: Welches Geheimnis mich das Leben lehrte? Hat das Leben mich ein Geheimnis gelehrt, frage ich mich? Eines? Und wenn, welches Geheimnis? Oder waren das Mehrere? Oder ist das eine Vorahnung auf mein vorzeitiges Ableben? Bin ich schon dran, für Scotti, der mich hoch beamen soll?
Das Leben vergeht. Manchmal überraschend schnell, manchmal wie ein zähflüssiger Brei. Wird man aus dem Erlebten weise? Und würde ich das wirklich wollen? Denn weise werden, assoziiere ich mit alt und grau sein, sogar ur-uralt sein.
Diese Gedankenrichtung ist mir zu eingleisig. Wer bestimmt eigentlich, ob jemand Weise ist. Und warum sollte ich weise werden wollen? Wo bleibt da die Aufmüpfigkeit? Wo bleibt der Schalk? Schon gut, schon klar, ich habe verstanden - der Aufstand der Ruheständler – Gähn!
Wie weise ist eigentlich weise? Und wer bestimmt das? Doch wohl die anderen, anders geht es nicht. Natürlich schmeichelt es mir, wenn mich jemand klug findet, was wirklich selten vorkommt, wenn ich ehrlich bin, eigentlich nie. Auch schlau sein, würde ich mir noch gerne von anderen attestieren lassen. Aber weise? Würde das nicht nur bedeuten ich wäre alt und grau, auch abgeklärt, objektiv, altklug, vielleicht sogar etwas behäbig, und respektvoll distanziert, dadurch zwiespältig, vielleicht dem Zweck, die Mittel heiligend? Nein danke, von dem Kuchen möchte ich kein Stück abschneiden. Das gruselt einem.
Dem Geheimnis auf die Spur kommen, wäre eher eine Art Detektivarbeit. Oder ginge wohl in die Richtung, Zukunftsorakel befragen, also Astrologie, Karten-legen und Kaffeesatz-lesen. Was als einen ziemlich verzweifelten Versuch wirkt, in die Zukunft sehen zu wollen, um Entscheidungen vorneweg zu nehmen und all das, ohne sie zu hinterfragen.
Wenn man beim Kartenlegen eine Antwort erwartet, schaltet man das Gehirn vorübergehend aus, und lässt andere über sein eigenes Schicksal entscheiden. Klar – uh – uh – da spricht eine überirdische Kraft über die Karten zu einem, oder Gott, oder Vischnu, oder Allah, oder das Universum. Man hat eine Antwort auf eine Frage gesucht. Und die, die man erhält, nimmt man ohne zu überlegen als die Richtige an, weil man daran glaubt, dass diese überirdische Kraft nur das Beste für einen will. Aber wer sagt das? Wo steht das geschrieben?
Es gibt keine Garantie, für gar nichts. Okay, das könnte jetzt wirklich eines dieser bewegenden Erkenntnisse sein, also ein grosses Geheimnis, das ich während meines Daseins gelernt habe. Jeder Tag beginnt aufs Neue. Manchmal bleibt alles beim Alten, manchmal nicht.